Eine der Flaggen der Unabhängigkeitsbewegung 1775
Zu der außenpolitischen Entfremdung zwischen den Kolonien und der Zentrale kamen innenpolitische Spannungen. Die Regierung in London verlangte, dass die Kolonisten einen höheren Anteil an den beträchtlichen Kosten der Nachkriegsordnung tragen sollten. Diese wiederum argumentierten, dass dies gegen das alte englische Budgetrecht verstoße, wonach es „keine Besteuerung ohne politische Repräsentation“ geben dürfe. Damit erklärten die Siedler faktisch das britische Parlament für nicht weisungsberechtigt in den dreizehn Kolonien (nicht aber die Krone). Zudem verlangte das Mutterland zwar eine höhere Besteuerung, blockierte aber die Entwicklung von wirtschaftspolitischen Instrumenten wie eigener Währungsemission, was zu einer finanziellen Stärkung der Kolonien notwendig gewesen wäre. Das Parlament handelte so, weil es einer amerikanischen Staatsbildung nicht noch Vorschub leisten wollte, schaffte damit aber einen Widerspruch. Darüber hinaus vergifteten verschiedene als ungerecht empfundene Steuern (offizielle Stempel, Zucker, Tee) die Atmosphäre zwischen Zentrale und Peripherie. London stationierte schließlich Soldaten zur Kontrollierung der Kolonisten, was die separatistischen Tendenzen in den dreizehn Kolonien weiter anfachte.
Ein Versuch britischer Soldaten, ein koloniales Waffenlager auszuheben, war schließlich 1775 der Auslöser des Unabhängigkeitskrieges. Ein amerikanischer Kontinentalkongress trat zusammen, der das militärische Oberkommando George Washington übertrug. Am 4. Juli 1776 wurde die amerikanische Unabhängigkeitserklärung verkündet. Nicht zuletzt durch die militärische Unterstützung Frankreichs zwangen die Amerikaner 1783 das britische Empire zur Anerkennung ihrer staatlichen Souveränität im Frieden von Paris.
Von der Unabhängigkeit bis zum Bürgerkrieg
Die 1777 verabschiedeten und 1781 ratifizierten Konföderationsartikel hatten sich als unzureichend erwiesen, um das Überleben der jungen Staatenverbindung zu gewährleisten. Daher wurde 1787 in Philadelphia die Verfassung der Vereinigten Staaten unterzeichnet, welche heute die älteste noch gültige geschriebene republikanische Staatsverfassung der Welt ist – abgesehen von der noch heute gültigen Verfassung der Republik San Marino aus dem Jahre 1600. Erster Präsident der USA wurde George Washington, der General des Unabhängigkeitskrieges.
Der neugegründete Staat trug an zwei ethnischen Hypotheken: einerseits die weitere Landnahme zu Lasten der Indianer, andererseits die Auseinandersetzung um die Sklaverei, die später den Kampf um die Bürgerrechte der Nachkommen der ehemaligen Sklaven bestimmte. Zur Zeit des Unabhängigkeitskrieges lebten etwa zwei Millionen Weiße und 500.000 versklavte Schwarze in den ursprünglichen 13 Kolonien. Jenseits der Appalachen erstreckte sich bis zum Mississippi-Fluss ein weiteres, großes Gebiet, das von Indianern bewohnt wurde.
Durch den „Louisiana Purchase“, den Erwerb des Louisiana-Territoriums (nicht identisch mit dem heutigen Staat) 1803 verdoppelten die USA auf einen Schlag die Ausmaße des damaligen Staates. Während der europäischen Koalitionskriege war das Territorium von Spanien zurück an Frankreich gefallen, doch sah der in finanzielle Nöten steckende Napoleon keine realistische Möglichkeit zur Wiedererrichtung des französischen Übersee-Imperiums und verkaufte daher das Gebiet zwischen Mississippi und Rocky Mountains für relativ günstige 22,5 Millionen Dollar. Schon seit 1803 traten die ersten Staaten aus dem Northwest Territory den USA bei, ab 1813 auch aus dem Louisiana-Gebiet.
Die USA verfolgten gegenüber Frankreich und Großbritannien zunächst einen Neutralitätskurs. Jedoch führten die Amerikaner im Britisch-Amerikanischen Krieg von 1812 einen Krieg um das weiterhin britische Kanada. Dieser endete jedoch unentschieden, so dass die Grenzziehung zwischen den USA und dem späteren Kanada von diesem Zeitpunkt an in den entscheidenden Bereichen abgeschlossen war. Die Indianer, die größtenteils die Briten unterstützten, konnten im Krieg von 1812 zum letzten Mal eine eigenständige Rolle in außenpolitischen Frage spielen. Die frühe amerikanische Außenpolitik wurde ansonsten von der 1823 verkündeten Monroe-Doktrin des Präsidenten James Monroe geprägt. Diese sagte aus, dass sich die europäischen Mächte vom amerikanischen Kontinent fernhalten sollten, bei gleichzeitiger Nicht-Einmischung der USA in die Angelegenheiten anderer Staaten.
Die US-Indianerpolitik wurde ab 1820 aggressiver: Mit dem Indian Removal Act und dem darauf folgenden Trail of Tears wurde eine Jahrzehnte dauernde gewaltsame Landnahme und Besiedlung durchgeführt, was zu erneuten Kämpfen mit den Ureinwohnern führte. Die Indianer wurden in „Reservate“ abgeschoben, bei denen es sich meistens um unwirtliche und für die Weißen unbrauchbare Gebiete handelte. Einer der wenigen militärischen Siege für die Indianer war die Schlacht am Little Bighorn 1876, welche aber politisch wirkungslos blieb. Die Indianerkriege endeten 1890 mit dem Massaker von Wounded Knee. Im Jahr 1900 lebten weniger als eine Viertelmillion Indianer, wozu allerdings nicht nur Krieg sondern auch Krankheiten und ethnische Vermischung beigetragen hatten. Erst 1924 erhielten die Indianer volle Bürgerrechte.
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